Partner des "Bündnisses sozialverträgliche Mobilitätswende Bayern"

Partner des "Bündnisses sozialverträgliche Mobilitätswende Bayern" © Laura Ganswindt I ADFC Bayern

„Die Mobilitätswende wird nur gelingen, wenn alle mitmachen (können)“

• Bündnis „Sozialverträgliche Mobilitätswende“ aus Gewerkschaften und Verbänden stellt erstmals Forderungskatalog vor

• Bayerische Staatsregierung zu unmittelbarem Handeln aufgefordert

• Emissionen senken, Teilhabe für alle erhöhen

Bayern hat sich verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu werden. Damit das nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, braucht es im für ca. 30 Prozent der Emissionen verantwortlichen Verkehrssektor tiefgreifende Veränderungen. Was die Staatsregierung dafür umzusetzen hat, zeigt das bayerische BündnisSozialverträgliche Mobilitätswende in seinem gleichnamigen Papier „Sozialverträgliche Mobilitätswende in Bayern. Gemeinsam für Klimaschutz und soziale Teilhabe im Verkehr“ auf. Den Katalog hat der bayernweit bislang einmalige Zusammenschluss aus neun zivilgesellschaftlichen Organisationen heute erstmals im Münchner Presseclub öffentlich vorgestellt. Adressiert sind die Forderungen als Handlungsauftrag von höchster Dringlichkeit an die Exekutive.

Unverhandelbar ist für die Mitglieder des Bündnisses, wie sie auf der Pressekonferenz klargestellt haben, dass alle Menschen einen barrierefreien Zugang zu klimafreundlicher Mobilität bekommen: unabhängig von Wohnort, finanziellem oder gesellschaftlichem Hintergrund, Mobilitätseinschränkungen oder Alter. Das Bündnis versteht sich als Sprachrohr aller Menschen in Bayern getreu dem Motto: Klimaschutz unbedingt – aber nicht ohne soziale Gerechtigkeit.

Zu den Herausforderungen: Lärm, Stickoxide und Feinstaub belasten Millionen Menschen im Freistaat. 2023 kamen 499 Menschen auf Bayerns Straßen durch Verkehrsunfälle ums Leben, mehr als 62.000 sind verletzt worden. Gleichzeitig schließt die stark auf den eigenen Pkw ausgerichtete Verkehrspolitik in Bayern etliche Bevölkerungsgruppen aus: Menschen mit geringem Einkommen, körperlichen oder geistigen Einschränkungen, Bewohner*innen ländlicher Gebiete. Bayern ist laut „Allianz pro Schiene“ das zweitschlechteste Bundesland nach Mecklenburg-Vorpommern, was die Erreichbarkeit des ÖPNV betrifft. Auch in Sachen Barrierefreiheit verfehlt die Staatsregierung ihr selbstgestecktes Ziel „Barrierefreiheit 2023“ bislang: Aktuell sind weniger als die Hälfte aller Bahnhöfe und Haltepunkte in Bayern komplett barrierefrei ausgebaut. Auch viele Busse und Bahnen weisen diesbezüglich oft große Defizite auf. Und nicht zuletzt: Die Staatsregierung muss Dialog und Zusammenarbeit mit denjenigen, ohne die die Mobilitätswende undenkbar ist, verbessern: Beschäftigte und Entscheidungsträger in ÖPNV, Automobil- und Zuliefererindustrie sowie Fahrradhandel und Tourismus.

Zu den Lösungen: Der Freistaat muss umfassend und langfristig in Ausbau, Finanzierung, Qualität und Barrierefreiheit des ÖPNV investieren; der Ausbau der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur im gesamten Land ist überfällig. Jede*r Verkehrstote ist eine*r zu viel. Deshalb muss die Exekutive die „Vision Zero“ (keine Tote und Schwerverletzte) in sämtlichen Verkehrsplanungen verankern. Außerdem: Barrierefreiheit ohne Abstriche hat überall Standard zu sein. Dazu gehört, das Fahrrad als Vehikel der Inklusion miteinzuplanen. Auch Bayern braucht ein Sozialticket für Menschen mit geringem Einkommen. Um dem Fachkräftemangel im ÖPNV entgegenzuwirken, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der Branche zu sichern, sind staatliche Förderungen für alternative Technologien, neue Produkte und Geschäftsmodelle alternativlos.

Weitere Lösungsvorschläge des Bündnisses lesen Sie im Papier.

Zitate nach alphabetischer Reihenfolge der Mitgliedsorganisationen:

ADFC Bayern e. V., Bernadette Felsch, Landesvorsitzende:
„Leider wird die wichtige Rolle des Fahrrads für die Inklusion oft übersehen: Viele mobilitätseingeschränkte Menschen können die Alltagsmobilität am besten und schmerzfreisten mit Spezialrädern bewältigen, z.B. mit Dreirädern, Handbikes, Rollstuhlrädern, Rikschas, umgebauten Lastenrädern und angepassten Fahrrädern, wie z.B. Liegerädern. Radinfrastruktur und Regeln, z.B. für Fußgängerbereiche oder die Radmitnahme in Bahnen und Bussen, müssen solche Spezialräder künftig berücksichtigen und entsprechend gestaltet werden."

AWO-Landesverband Bayern e. V., Nicole Schley, Co-Landesvorsitzende:
„Die Mobilitätswende wird nur gelingen, wenn alle mitmachen (können). Klimafreundlich von A nach B zu kommen, muss auch für Menschen mit geringem Einkommen und auf dem Land möglich sein. Dafür muss der ÖPNV überall häufig genug fahren, außerdem brauchen wir ein Sozialticket auch in Bayern sowie ausreichend sichere Geh- und Radwege in Stadt und Land.“

BUND Naturschutz in Bayern e. V., Martin Geilhufe, Landesbeauftragter:
„Unsere Mobilitätskultur in Bayern ist weiterhin sehr auf das Auto fixiert. Wir benötigen also dringend die sozial-ökologische Transformation, denn im Angesicht der Klima- und Biodiversitätskrise ist das nicht verhandelbar. Um unsere Natur und Umwelt zu schützen, muss es alternative, nachhaltigere Mobilitätsangebote geben, die für die Menschen eine echte Alternative darstellen.“

Deutscher Gewerkschaftsbund, Bezirk Bayern, Bernhard Stiedl, Vorsitzender:
„Mobilität ist die Grundvoraussetzung für den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Freizeit oder auch Arbeit. Ein funktionierender ÖPNV ist deshalb für alle Menschen wichtig, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Einen besseren Nahverkehr wird es jedoch nur dann geben, wenn mehr investiert wird. Und zwar in die Infrastruktur wie in die Beschäftigten, die sich eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen verdient haben.“

Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Landesverband Bayern, Matthias Birkmann, Landesgeschäftsstellenleiter:
„Ohne Bus und Bahn – keine Mobilitätswende! Ohne die Beschäftigten in diesem Bereich – keine Mobilitätswende! Für uns als Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist klar, dass für eine höhere Taktung der Züge, für einen Ausbau des Schienennetzes, für Streckenreaktivierungen, für die Elektrifizierung von Strecken und für gute Arbeitsbedingungen mehr Geld von Seiten der bayerischen Staatsregierung und des Bundes bereitgestellt werden muss. Ansonsten wird die Schiene zum Abstellgleis und die Mobilitätswende gleich mit.“

IG Metall Bezirk Bayern, Horst Ott, Bezirksleiter IG Metall Bayern:
„Sozialverträglich ist die Mobilitätswende nur, wenn die bestehenden Arbeitsplätze in Bayern in den Mobilitätsbranchen erhalten bleiben, beziehungsweise neue entstehen. Deshalb liegt es im Verantwortungsbereich der Unternehmen, Zukunftsprodukte in Bayern anzusiedeln statt in Billiglohnländern – insbesondere in der E-Mobilität und beim Thema Wasserstoff. In der Verantwortung der Staatsregierung liegt es, Geld in die Hand zu nehmen, um diese Zukunftsinvestitionen zu fördern.“

Sozialverband VdK Bayern e.V., Verena Bentele, Präsidentin VdK Deutschland, Vorsitzende VdK Bayern:
„Alle Menschen haben ein Recht auf gleichberechtigte und selbstbestimmte Mobilität, sie bedeutet gesellschaftliche Teilhabe. Neben sozialen Aspekten muss daher immer Barrierefreiheit mitbedacht werden, damit insbesondere auch Menschen mit Behinderung und Ältere den ÖPNV nutzen können.“

VCD Landesverband Bayern e. V., Vorsitzender Dr. Christian Loos:
„Zum Erreichen der Klimaziele muss der Anteil und die Qualität des Umweltverbundes – sprich, Fuß- und Radverkehr, Bus und Bahn – massiv ausgebaut werden. Dies erfordert deutlich erhöhte Investitionen sowohl ins Rad- und Fußwegenetz wie vor allem auch in die Bahninfrastruktur mit Elektrifizierung, Aus- und Neubau. Mehr Reaktivierungen von Bahnstrecken und Taktverbesserungen sind zudem auch nötig im Rahmen der Daseinsvorsorge."

ver.di Bayern, Sinan Öztürk, stellvertretender Landesbezirksleiter:
„Um die Klimaziele zu erreichen und die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln, muss der Sektor massiv ausgebaut werden. Der Schlüssel dazu liegt in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um den bestehenden Personalmangel zu beheben und neue Kräfte zu gewinnen. Als ver.di sind wir davon überzeugt, dass ein leistungsfähiger und zuverlässiger ÖPNV nur mit zufriedenen und engagierten Beschäftigten möglich ist."
 


https://ke-oa.adfc.de/pressemitteilung/die-mobilitaetswende-wird-nur-gelingen-wenn-alle-mitmachen-koennen

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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