Wem gehört die Salzstraße?

 

Sie ist sicher Kemptens meistdiskutierte Straße: die Salzstraße. Radler hassen sie, Fußgänger fürchten sie, Autofahrer fahren dort viel zu schnell. 614 Bürger hatten an der Umfrage teilgenommen.

 

Mehr als 100 Bürger kamen zur Veranstaltung im „Stift“
Mehr als 100 Bürger kamen zur Veranstaltung im „Stift“ © Lutz Bäucker

Heiner und die Engstelle

Bürgerumfrage zur Kemptener Salzstraße

Sie ist Kemptens meistdiskutierte Straße, sie ist verdammt eng und gefährlich und sie füllt Säle: die Salzstraße. Radfahrer verdammen sie tagtäglich oder meiden sie ganz, Fußgänger fürchten sie und Autofahrer geben dort oft zu viel Gas. „Wem gehört die Salzstraße?“, fragte denn auch ein Kemptener Aktionsbündnis aus ADFC, VCD, BUND, Agenda 21 und dem Freundeskreis lebenswertes Kempten (FLKE) die Bürger. Die Ergebnisse gab es im Januar im berstend vollen Saal des Gasthauses Stift. Das Thema Salzstraße bewegt die Gemüter in der Stadt.

Mehr als 150 Bürger und zehn Stadträte drängten sich unterm historischen Gewölbe. Exakt 614 Menschen hatten an der Umfrage im Sommer vergangenen Jahres teilgenommen. Gesine Weiß und Mark Isop (beide FLKE) sowie Tobias Heilig (verkehrspolitischer Sprecher des ADFC) gaben die Ergebnisse bekannt und betonten, keinen Autofahrer aus der Straße vertreiben und keinen Bürger aufs Radl zwingen zu wollen. „Wir möchten den Ist-Zustand nüchtern und klar darstellen und damit zu einem fairen, gleichberechtigten Dialog den Anstoß geben.“ Je ein Drittel der Umfrageteilnehmer waren Radfahrer, Fußgänger und Automobilisten, altersmäßig dominierten die 31–50-Jährigen sowie die Gruppe 51–65 Jahre.

Hauptkritikpunkte: fehlende Radwege (75 %), zu viel Verkehr (74 %) sowie die schmalen Gehwege (66 %). Danach rangiert die zu hohe Geschwindigkeit der Autos (58 %), der Lärm (43 %) und das Gefühl der Gefahr (36 %). 18 % der Teilnehmer beschweren sich über zu viele Fahrradfahrer auf den Gehwegen. Fazit: Zwei Drittel der Umfragebeteiligten finden, dass dadurch ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt wird.

Die Bürger gaben auch ihre Wünsche in Bezug auf die Zukunft der Salzstraße zu Protokoll.

Demnach steht die Einrichtung von Radwegen ganz oben auf der Wunschliste, gefolgt von langsamer fahrenden Autos, weniger Verkehr, Bäumen an der Straße und einer Neugestaltung des Stiftsplatzes. Außerdem seien sichere Wege für die zahlreichen Schulkinder vor Ort sowie bessere Querungsbedingungen für Fußgänger (längere Ampelschaltungen) essenziell.

Tobias Heilig präsentierte einige Vorschläge, wie die Salzstraße entschärft werden könnte. So müsste die Kreuzung mit der Lindauer- bzw. Beethovenstraße nach dem Modell der ADFC-sicheren Kreuzung umgestaltet werden, sagte Heilig. Der anwesende Kemptener Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld gab bekannt, dass entsprechende Überlegungen bereits angestellt werden. Besonderes Augenmerk lenkte Heilig auf die berüchtigte Engstelle der Straße zwischen Eberhard- und Poststraße: „Da gibt es kaum Platz. Wir plädieren dafür, dort einen besonderen Verkehrsraum zu schaffen, den sich alle Verkehrsteilnehmer teilen-einen sogenannten »Shared Space«, mit besonderer Markierung, Schritttempo und erhabener Bremsschwelle.“ Diesen Vorschlag hat bereits der renommierte Verkehrsplaner Heiner Monheim gemacht, bei seinem letzten Besuch in Kempten.

Daran anknüpfende Bedenken, dass dies zu Stau in anderen Bereichen Kemptens sowie Strömen von Ausweichverkehr führen könnte, wurden in der abschließenden Diskussionsrunde entkräftet. „Während der Festwoche wird die Salzstraße sogar gesperrt“, argumentierte ein Bürger, „ohne negative Folgen. Es ist also machbar.“

Im März wird die zukünftige Gestaltung Kemptens heißester Verkehrsachse voraussichtlich im Mobilitätsausschuss auf der Tagesordnung stehen. Man darf gespannt sein …

Text & Fotos: Lutz Bäucke

 

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Tobias Heilig, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, möchte die Kreuzung Lindauer-Beethoven-Salzstr. entschärfen

Tobias Heilig, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, möchte die Kreuzung Lindauer-Beethoven-Salzstr. entschärfen

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    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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